Liebes Publikum,
der Mensch – und seine Sehnsucht, das meint auch: den Menschen und seinen Wunsch nach Mehr. »Werd’ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön«, heißt es in Goethes »Faust«. Angenommen dieser unwahrscheinliche Fall würde eintreten, dann, aber auch nur dann – würde Faust »gern zugrunde gehen«. Während für Faust, den Prototyp des Menschen, die Sehnsucht Triebfeder allen Handelns ist, kann Mephisto darüber nur teuflisch lächeln. Er spielt – bar jeder Sehnsucht.
Der Begriff »Sehnsucht« leitet uns durch die Spielzeit. Jan‑Christoph Gockel eröffnet mit »Faust 1 & 2« und lenkt den Blick auf das Hellsichtige und Heutige des Stücks: Die Ausbeutung und Zerstörung von Mensch und Natur. Inwiefern das Sehnen eine Suche bis ins Weltall stimuliert, davon erzählt »Solaris«. Christian Friedel inszeniert diesen Science-Fiction-Stoff, in dem ein Ozean im All magische Anziehungskräfte entwickelt, als musikalische Produktion. Die Reise durch die Zeit auf den Spuren der Sehnsucht nach Vergangenheit untersucht Wilke Weermanns Uraufführung »Alle Zeit der Welt« in den Kammerspielen.
Verzauberte Wälder, Spuks, Wahn und fantastische Gegenwelten – diese romantischen Motive der Sehnsucht stecken in Shakespeares »Sommernachtstraum«, Astrid Lindgrens »Ronja Räubertochter«, E.T.A. Hoffmanns »Der Sandmann« und in einer komödiantischen Neuüberschreibung von Cervantes’ »Don Quijote«. Die Suche nach einem Gegenentwurf zu einer durchrationalisierten Welt stiftet in diesen Stoffen ungeahnte, komische, fantastische und unheimliche Kräfte.
Die wortwörtliche, zwischenmenschliche Sehnsucht zeigt sich im Privaten. Vertrauen und Misstrauen und der Ausbruch aus Konventionen stecken in Ingmar Bergmans »Szenen einer Ehe«. Ähnliche Sprengkraft besitzt eine Liebesgeschichte des Schriftstellerpaares Ingeborg Bachmann und Max Frisch. Den Briefwechsel zwischen beiden bringen wir in den Kammerspielen zur Uraufführung. Barbara Bürk liest Ibsens Klassiker »Die Frau vom Meer« überraschend neu und Lisa Nielebock zeigt mit »Wer hat meinen Vater umgebracht« nach Édouard Louis einen Blick in die Familienstrukturen und Verletzungen zwischen Eltern und Kindern.
Widerstand gegen und die Abhängigkeiten von der besitzenden Klasse nehmen Ewelina Marciniak in »Der große Gatsby« und Rieke Süßkow in »Die Zofen« in den Fokus. In Hanoch Levins bitterböser Komödie verwickelt sich der ungeliebte »Dingens« in einen direkten Machtkampf mit seinen Unterdrückern. Eric de Vroedt hat sich wiederum mit Arthur Millers »Ein Blick von der Brücke« einen Stoff vorgenommen, der das Arbeitermilieu New Yorks in den 1950er Jahren zeigt.
Hier und heute in Frankfurt setzt Nuran David Calis mit seiner neuesten Arbeit an. Er erweitert mit dem dokumentarischen Stück »Leaks« die Recherchen zum NSU und lenkt den Blick auf die zahlreichen Verstrickungen des Sicherheitsapparates mit der rechten Szene.
In die lokale Recherche begibt sich auch Martina Droste mit dem Jungen Schauspiel. Dieses Jahr wird sie in einem besonderen Projekt das Thema »Zeitzeugenschaft«
anhand von Geschichten aus dem Frankfurter Stadtteil Gallus herausstellen. Getragen von vielen Initiativen und Kooperationspartnern in der Stadt werden die künstlerischen Ergebnisse sowohl im Stadtraum als auch im Schauspiel zu sehen sein.
Frankfurts unmittelbare Umgebung war die Kulisse für unsere diesjährige Fotostrecke. Fotograf Szymon Stępniak hat das Ensemble beim »Osterspaziergang« mit aller Aufbruchsstimmung und Lebendigkeit schnappschussartig abgelichtet. Für die Magazinbeiträge haben wir einen Austausch initialisiert, der sich entlang des Begriffs der Sehnsucht aufbaut. Diese Dialoge zwischen den Künstler:innen – in Form von Kaffeeplausch, SMS-Verlauf und Tischgespräch – können Sie in unserem digitalen Spielzeitmagazin lesen und sich vom Ensemble vorlesen lassen.
Bis bald im Theater – wir freuen uns auf Sie!
Ihr
Anselm Weber
Intendant und Geschäftsführer
Der Begriff »Sehnsucht« leitet uns durch die Spielzeit. Jan‑Christoph Gockel eröffnet mit »Faust 1 & 2« und lenkt den Blick auf das Hellsichtige und Heutige des Stücks: Die Ausbeutung und Zerstörung von Mensch und Natur. Inwiefern das Sehnen eine Suche bis ins Weltall stimuliert, davon erzählt »Solaris«. Christian Friedel inszeniert diesen Science-Fiction-Stoff, in dem ein Ozean im All magische Anziehungskräfte entwickelt, als musikalische Produktion. Die Reise durch die Zeit auf den Spuren der Sehnsucht nach Vergangenheit untersucht Wilke Weermanns Uraufführung »Alle Zeit der Welt« in den Kammerspielen.
Verzauberte Wälder, Spuks, Wahn und fantastische Gegenwelten – diese romantischen Motive der Sehnsucht stecken in Shakespeares »Sommernachtstraum«, Astrid Lindgrens »Ronja Räubertochter«, E.T.A. Hoffmanns »Der Sandmann« und in einer komödiantischen Neuüberschreibung von Cervantes’ »Don Quijote«. Die Suche nach einem Gegenentwurf zu einer durchrationalisierten Welt stiftet in diesen Stoffen ungeahnte, komische, fantastische und unheimliche Kräfte.
Die wortwörtliche, zwischenmenschliche Sehnsucht zeigt sich im Privaten. Vertrauen und Misstrauen und der Ausbruch aus Konventionen stecken in Ingmar Bergmans »Szenen einer Ehe«. Ähnliche Sprengkraft besitzt eine Liebesgeschichte des Schriftstellerpaares Ingeborg Bachmann und Max Frisch. Den Briefwechsel zwischen beiden bringen wir in den Kammerspielen zur Uraufführung. Barbara Bürk liest Ibsens Klassiker »Die Frau vom Meer« überraschend neu und Lisa Nielebock zeigt mit »Wer hat meinen Vater umgebracht« nach Édouard Louis einen Blick in die Familienstrukturen und Verletzungen zwischen Eltern und Kindern.
Widerstand gegen und die Abhängigkeiten von der besitzenden Klasse nehmen Ewelina Marciniak in »Der große Gatsby« und Rieke Süßkow in »Die Zofen« in den Fokus. In Hanoch Levins bitterböser Komödie verwickelt sich der ungeliebte »Dingens« in einen direkten Machtkampf mit seinen Unterdrückern. Eric de Vroedt hat sich wiederum mit Arthur Millers »Ein Blick von der Brücke« einen Stoff vorgenommen, der das Arbeitermilieu New Yorks in den 1950er Jahren zeigt.
Hier und heute in Frankfurt setzt Nuran David Calis mit seiner neuesten Arbeit an. Er erweitert mit dem dokumentarischen Stück »Leaks« die Recherchen zum NSU und lenkt den Blick auf die zahlreichen Verstrickungen des Sicherheitsapparates mit der rechten Szene.
In die lokale Recherche begibt sich auch Martina Droste mit dem Jungen Schauspiel. Dieses Jahr wird sie in einem besonderen Projekt das Thema »Zeitzeugenschaft«
anhand von Geschichten aus dem Frankfurter Stadtteil Gallus herausstellen. Getragen von vielen Initiativen und Kooperationspartnern in der Stadt werden die künstlerischen Ergebnisse sowohl im Stadtraum als auch im Schauspiel zu sehen sein.
Frankfurts unmittelbare Umgebung war die Kulisse für unsere diesjährige Fotostrecke. Fotograf Szymon Stępniak hat das Ensemble beim »Osterspaziergang« mit aller Aufbruchsstimmung und Lebendigkeit schnappschussartig abgelichtet. Für die Magazinbeiträge haben wir einen Austausch initialisiert, der sich entlang des Begriffs der Sehnsucht aufbaut. Diese Dialoge zwischen den Künstler:innen – in Form von Kaffeeplausch, SMS-Verlauf und Tischgespräch – können Sie in unserem digitalen Spielzeitmagazin lesen und sich vom Ensemble vorlesen lassen.
Bis bald im Theater – wir freuen uns auf Sie!
Ihr
Anselm Weber
Intendant und Geschäftsführer