Vollbild
1/13
Pause
Maus bewegenBitte tappen
Premierenübersicht
Schauspielhaus
Kammerspiele
Extras
SEP
Sanatorium zur Gänsehaut.
Eine Entfaltung
von Ferdinand Schmalz
Regie: Jan Bosse
Details

Uraufführung

Premiere: 12. September 2025, Schauspielhaus


Die Zeiten sind schwierig und unübersichtlich, was könnte man sich da Besseres vorstellen als dort einzuchecken, wo sich die wirklich Reichen und Schönen aufhalten: Im »Sanatorium zur Gänsehaut«. Zu Gast sind unter anderem Make-up-Influencerin Leslie Mark mit ihrem Ehemann Jonathan, einem derzeit stimmlosen Opernsänger, sowie die berühmte Pharmaunternehmerin Hannelore Krautwurm-Bouillon. Sie versprechen sich von der nach der Hotelchefin benannten »Tiefenbach-Methode«  ewige Jugend – und geben dafür wirklich alles, sogar die eigene Haut. Ob es hier allerdings mit rechten Dingen zugeht, das will Investigativjournalistin Lio Laksch herausfinden und schleust sich inkognito in die tiefenentspannte Gesellschaft ein. Concierge Anton reicht ihr den Bademantel, Hautchirurg Dr. Klotz verpasst ihr und den Gästen diverse Injektionen und forscht nebenbei an Nacktmullen. Mehr und mehr erscheinen Lio die Übergänge vom Infinity-Pool zum dunklen Grund des Sees fließend und gleichzeitig verliert sie mit jedem neuen Tag ihres Aufenthalts den Fokus ihrer Recherche aus den Augen…

Ferdinand Schmalz, der für seine gleichermaßen komischen, intelligenten und sprach­künstle­­rischen Texte bekannt ist, hat für das Ensemble ein »Grusical« geschrieben. Den musikalischen Abend inszeniert Jan Bosse, der in Frankfurt zuletzt »Onkel Wanja« sowie Ferdinand Schmalz’ »jedermann (stirbt)« auf die Bühne gebracht hat.

Regie Jan Bosse Bühne Moritz Müller Kostüme Kathrin Plath Musik Carolina Bigge, Arno Kraehahn Video Meika Dresenkamp Dramaturgie Katrin Spira
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
So langsam, so leise
von Björn SC Deigner
Regie: Luise Voigt
Details

Uraufführung
Premiere: 13. September 2025

»Ich weiß, dass wir darüber nicht reden können … Aber findest du nicht, dass diese ganze Sache mehr als nur ironisch ist? Dieser ganze Zerfall hier: Es ist erbärmlich und zugleich – konsequent … Ich weiß nicht, was ich verbrochen habe, dass das nun alles auf mich zurückfällt. Aber vermutlich braucht es gar keine Schuld für diese Strafe.« Eigentlich wollte Karen ihrem Vater nur einen Besuch abstatten, doch dessen Demenz und der Dauerregen zwingen sie, zu bleiben. Die unhaltbare Situation spült die Dämonen der Vergangenheit an die Oberfläche und plötzlich ist da ein Hund und die drängende Frage, ob der Hang hält. Es ist eine Welt, die sich buchstäblich vor den eigenen Augen aufzulösen scheint: Extremwetterereignisse bedrohen sicher geglaubte Rückzugsorte, die schwindenden Erinnerungen lassen die Identität bröckeln und reißen zugleich alte Wunden von neuem auf. Es ist ein Scheideweg, an dem die Protagonistin Karen steht. Doch woher kommt er und wohin wird er sie führen?

Die Regisseurin Luise Voigt wurde mit ihrer Inszenierung »Die Gewehre der Frau Carrar / Würgendes Blei« mit Texten von Björn SC Deigner zum Theatertreffen 2025 eingeladen. Mit der Eröffnung der Kammerspiele setzen die Regisseurin und der Autor ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fort. Zugleich stellt sich die für ihre außergewöhnlich starken inhaltlichen und ästhetischen Zugriffe bekannte Regisseurin mit dieser Arbeit erstmals am Schauspiel Frankfurt vor.  

Regie Luise Voigt Bühne und Kostüme Maria Strauch Musik und Video Nicolas Haumann Choreografie Minako Seki Dramaturgie Lukas Schmelmer
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
Antigone
von Sophokles
Regie: Selen Kara
Details

Premiere: 20. September 2025, Schauspielhaus

Tochter und Schwester des Ödipus, Tochter und Enkelin der Iokaste, Schwester von Helden und Mördern, letztes Kind eines verfluchten Geschlechts: der Mythos Antigone fasziniert die Menschen seit Jahrtausenden. Ist ihr Beharren darauf, den gefallenen Bruder Polyneikes gegen den zum Gesetz erhobenen Willen des Herrschers Kreon zu begraben, die Tat einer Heldin? Oder die Untat einer Fanatikerin? Antigones unbedingtes moralisches Bewusstsein entlarvt den Pragmatismus der Macht um den Preis des Lebens – nicht nur des eigenen. Ihr Begehren unterwandert eine kalte Ordnung, öffnet darin jedoch die Tür zu Grausamkeit und Zerstörung. Was bedeutet das »ungeschriebene Gesetz«, auf das sie sich bezieht, für uns heute?

Antigone ist ein tausendfach beschriebenes Blatt, zumeist von Männern. Die Regisseurin Selen Kara, deren Arbeit zum ersten Mal in Frankfurt zu sehen ist, befragt den antiken Stoff aus der Perspektive der Frauen. Dabei lenkt sie den Blick auf die Kontinuitäten der Konflikte zwischen Gewissen und Ordnung, Freiheit und Fügung – vom uralten Fluch der Labdakiden bis zu den Menetekeln der Gegenwart.

Regie Selen Kara Bühne Lydia Merkel Kostüme Anna Maria Schories Musik Torsten Kindermann Dramaturgie Alexander Leiffheidt

zur Schauspiel Frankfurt Webseite
OKT
Nach(t)gespräch
Die Dialogreihe im Kammerfoyer
Details
»Verweile doch! Du bist so schön!« schreibt Goethe als Steilvorlage für unser Begegnungsformat, in dem zu ausgesuchten Inszenierungen Ensemble, Publikum und Expert:innen aus unterschiedlichen Disziplinen miteinander ins Gespräch kommen können, um die in der Inszenierung aufgeworfenen Themen diskursiv zu beleuchten. Foyer Kammerspiele
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
Liedschatten
Musik aus der Kammer mit dem Ensemble
Details
Ensemble, Band und Special Guests setzen das erfolgreiche Musikformat mit schrägen Story- und Hooklines fort. Im »Liedschatten« mischen sich weiterhin Pop mit Chanson, Experimentelles mit Punk, Trash mit Romantischem.

Kammerspiele
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
Spiel des Schwebens
von Anja Hilling
Regie: Christina Tscharyiski
Details

Uraufführung

Premiere: 10. Oktober 2025, Kammerspiele


Irren ist menschlich. Unsere Irrtümer, Fehler und Schwächen, so scheint es, sind unweigerlich und für alle Zeit Teil der Bedingungen unserer Existenz: denn schon unser Geborensein in die Welt ist ein Eintritt in die Unvollkommenheit jener, die uns aufziehen, beschützen – und beschädigen. So war es immer. Aber muss es immer so bleiben? Darf es so bleiben? Wenn die neue Welt, die wir geschaffen haben, die Grundlagen unserer eigenen Existenz zu zerstören droht – braucht es dann nicht einen neuen Menschen? Ohne Trauma, ohne Fessel, verwurzelt allein im Augenblick – so soll Miko aufwachsen, Kind einer Zukunft, die beinahe bereits begonnen hat. Vesna und Nils schließen einen Vertrag mit Kali, einer nicht-menschlichen Erziehungsberaterin, die verspricht, ihre Tochter zu befreien von den Nachteilen der Herkunft. Bald schon zeigt sich, dass Kali weitaus mehr bewirkt als erhofft – oder befürchtet. Was für ein Mensch wird Miko sein? Gibt es eine Grenze dessen, was wir als »menschlich« betrachten? Und wenn ja: Ist die Grenze ein Irrtum gewesen?

Anja Hillings neues Stück stellt faszinierende Fragen von beunruhigender Aktualität. Künstliche Intelligenz ist eine technologische Realität, deren Folgen wir noch lange nicht überblicken. Wie weit sind wir bereit, zu gehen?

Regie Christina Tscharyiski Bühne Marlene Lockemann Kostüme Miriam Draxl Musik Cornelia Pazmandi Dramaturgie Alexander Leiffheidt
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui
von Bertolt Brecht
Regie: Christian Weise
Details

Premiere: 18. Oktober 2025, Schauspielhaus


Chicago in der Wirtschaftskrise: Der Gemüsehandel stockt, die Händler verzweifeln. Die führenden Blumenkohlhändler wollen den Handel wieder ankurbeln, aber den Gangster Arturo Ui wollen sie nicht mitmischen lassen. Stattdessen spinnen sie ihre eigene Intrige und überreden einen angesehenen Stadtpolitiker zur Korruption. Doch Ui weiß die Schwächen der anderen gegeneinander auszuspielen und seine politische und geschäftliche Karriere nimmt schnell Fahrt auf. Er begreift, dass Gewalt allein für seine Machtexpansion nicht ausreicht – auch die Manipulation der Öffentlichkeit gehört dazu. In seinem Größenwahn macht er weder vor alten Weggefährten noch an den Stadtgrenzen Chicagos Halt.

Bertolt Brecht schrieb 1941 im Exil diese Parabel auf die Karriere Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten. Die Verortung der bissigen Satire im amerikanischen Gangstermilieu war laut Brecht sein »Versuch, der kapitalistischen Welt den Aufstieg Hitlers dadurch zu erklären, dass er in ein ihr vertrautes Milieu versetzt wurde«. Damit stellen sich die Ereignisse nicht als schicksalhaftes Verhängnis dar, sondern als die Konsequenz der herrschenden Verhältnisse unter der Mitwirkung Vieler. Faschismus ist kein historischer Einzelfall, sondern die auch heute immer noch mögliche Fortsetzung der Geschäfte mit anderen Mitteln.
Regisseur Christian Weise und sein Team erschaffen bildgewaltige und musikalische Welten, in denen sie Klassiker des Theaters spielerisch einer zeitgenössischen Befragung unterziehen.

Regie Christian Weise Bühne Julia Oschatz Kostüme Josa Marx Musik Jens Dohle Dramaturgie Katja Herlemann
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
Cold Case: Gretchen brennt
Ein musikalischer Abend
von und mit Smilla Zorn & Awesome Universe
Details

Uraufführung

Premiere: 24. Oktober 2025, Kammerspiele

Die Gerichtsakte vom Fall der Susanna Margaretha Brandt wurde 1772 geschlossen, aber rätselhaft bleibt ihr tragisches Schicksal bis heute. Bekannt wurde ihre Geschichte durch die Bearbeitung Goethes für seine berühmte Gretchenfigur in »Faust«. Aber wird diese Behandlung der realen Lebensgeschichte der Frankfurter Dienstmagd gerecht? Welche Not steckte hinter dem Verbrechen, für das sie auf der Hauptwache mit dem Tode bestraft wurde?

Als Akt der Selbstermächtigung und des Empowerments veranstaltet das Dark-Pop-Duo Smilla Zorn & Awesome Universe, bestehend aus Ensemblemitglied Lotte Schubert und Musiker Thorsten Drücker, ein feierlich-sehnsüchtiges Clubkonzert. Sie legen mit ihren melancholisch-ehrlichen Texten und sphärischen Klängen den Finger in die Wunde, erzählen vom Schmerz, aber auch von der Hoffnung auf Glück. Hier treffen sie auf die Biografie der Frankfurterin, deren Themen nichts an Aktualität eingebüßt haben: prekäre Lebensbedingungen, Unterdrückung von Frauen im patriarchalen System, Schwangerschaftsabbrüche und ihre strafrechtlichen Folgen. Mit dokumentarischen Mitteln entwickelt die Band einen vielschichtigen Abend, der Fiktion mit Historie und Persönliches mit Allgemeingültigem vereint und dabei derjenigen eine Stimme gibt, die zeit ihres Lebens überhört wurde.

Konzept und Musik Lotte Schubert und Thorsten Drücker Szenische Einrichtung Marlon Otte Bühne Kaethe Olt Kostüme Henrike Reller Dramaturgie Jana Fritzsche
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
NOV
Momo
nach Michael Ende
Regie: Christina Rast
Details

Wiederaufnahme: 09. November 2025, Schauspielhaus

In den Ruinen des alten Amphitheaters am Rande der Stadt wohnt Momo. Niemand weiß, woher sie kommt, doch schnell schließen die Bewohner:innen der Stadt sie in ihr Herz. Denn Momo hat eine Superkraft: Sie kann zuhören. Allein dadurch kann sie trösten, Streit schlichten und ihren Freunden, dem Fremdenführer Gigi und dem Straßenkehrer Beppo, das Gefühl geben, einen Platz in der Welt zu haben. Doch plötzlich hören die Menschen auf, Momo zu besuchen und mysteriöse graue Herren von der »Zeit-Spar-Kasse« tauchen überall in der Stadt auf. Die Zeiten wandeln sich. Und obwohl alle Erwachsenen nun Zeit sparen, wo es nur geht, scheinen sie immer weniger davon zu haben. Als Momo schließlich hinter das dunkle Geheimnis der grauen Herren kommt, beschließt sie, den Menschen die gestohlene Zeit zurückzubringen. Hilfe bekommt sie von der Schildkröte Kassiopeia und dem Hüter der Zeit, Meister Hora.

»Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken darüber nach. Dieses Geheimnis ist die Zeit«, schreibt Michael Ende in seinem Märchenroman »Momo«. Die Regisseurin Christina Rast inszeniert diese fantastische Geschichte über das Geschichtenerzählen, über Freundschaft und Mut als Familienstück für alle ab 8 Jahren.

Regie Christina Rast Bühne Franziska Rast Kostüme Kathrin Krumbein
Musik Patrik Zeller Musikalischer Coach Jarii von Gohl Video Julia Laggner Dramaturgie Lukas Schmelmer Licht Marcel Heyde
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
DEZ
Das Bildnis des Dorian Gray
nach Oscar Wilde, mit einem Kommentar von Marcus Peter Tesch [UA]
Regie: Ran Chai Bar-zvi
Details

Premiere: 12. Dezember 2025, Kammerspiele


Der junge Dorian Gray steht dem Künstler Basil Modell, der ihn auf Leinwand verewigt. Als Dorian in den Bann des zynischen Dandys Lord Henry gerät, beginnt er ein ausschweifendes Leben des kompromisslosen Hedonismus. Immer weiter steigert sich das toxische Verhältnis zwischen Lord Henry, Basil und Dorian. Doch die Ausschweifungen bleiben nicht konsequenzlos und es zeigen sich Spuren des Verfalls – aber nur auf dem Bildnis. Es degeneriert, abgeschirmt und versteckt vor den Augen der Öffentlichkeit, zur grotesken Fratze, während Dorians Äußeres ewig jung, makellos und schön bleibt.

Der Klassiker von Oscar Wilde über die (Un-)vergänglichkeit von Schönheit und verstecktes Begehren  wird ergänzt und fortgeschrieben mit Texten des Dramatikers Marcus Peter Tesch, der in seinem Schreiben der Geschichte von Körpern und Körperbildern nachfühlt und diese in die Gegenwart holt. Regisseur Ran Chai Bar-zvi wurde zuletzt mit dem Kurt-Hübner-Regiepreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste ausgezeichnet und zum Festival »Radikal jung« eingeladen. Seine bildstarken Inszenierungen begegnen auch existenziellen Stoffen mit einer großen Leichtigkeit, ohne deren ernsten Kern zu verharmlosen. Mit »Das Bildnis des Dorian Gray« feiert Ran Chai Bar-zvi sein Debüt am Schauspiel Frankfurt.

Regie und Bühne Ran Chai Bar-zvi Kostüme Belle Santos Dramaturgie Lukas Schmelmer
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
Projekte, Neue Dramatik, Performance
Box
Details
Die BOX am Schauspiel Frankfurt ist ein Ort für Experimente, ungewöhnliche Begegnungen und neue Erfahrungen. So nah wie hier kommen Sie den Spieler:innen des Ensembles sonst nie. Hier werden Regiedebüts gefeiert, neue Formate erprobt und andere Wege eingeschlagen. 
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
JAN
Publikumsbeschimpfung
von Peter Handke
Regie: Claudia Bauer
Details

Premiere: 24. Januar 2026


»Ich habe gerade mit Ach und Krach ein Stück geschrieben. Es heißt ›Publikumsbeschimpfung‹ und ist mein erstes und mein letztes. Ich möchte es nun aufführen lassen und auch sonst dazu sehen, dass ich es vielleicht anbringe.« Dieser Wunsch von Peter Handke ging vor 60 Jahren, im Sommer 1966, in Frankfurt am Main im Theater am Turm, unter der Regie von Claus Peymann, in Erfüllung und Handke wurde quasi über Nacht berühmt. Das Sprechstück ohne Handlung, ohne Bühnenbild und ohne Requisiten macht die Sprache und die Theaterverabredung selbst zum Thema: Handke untersucht, wie auf dem Theater Wirklichkeit durch Sprache zurückzugewinnen sei. Die Spieler:innen sind die Beobachtenden, das Publikum wird zum Zentrum der Aufmerksamkeit. Indem Handke das Theater aushebelt, wird ein neues Theater entworfen. »Diese Bretter bedeuten keine Welt. Sie gehören zur Welt. Diese Bretter dienen dazu, dass wir darauf stehen. Dies ist keine andere Welt als die Ihre.«

Für diese Jubiläumsinszenierung des nach den Klangelementen der Beatmusik gebauten Stückes aktiviert die Regisseurin Claudia Bauer ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem Komponisten Peer Baierlein. Nach ihren beiden erfolgreichen Überschreibungen von Luis Buñuel-Filmen am Schauspiel Frankfurt begibt sich Claudia Bauer in den literarischen Kosmos des Nobelpreisträgers Peter Handke für eine Liebeserklärung ans Theater.

Regie Claudia Bauer Bühne Andreas Auerbach Kostüme Patricia Talacko Musik Peer Baierlein Dramaturgie Katja Herlemann
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
Paradiesvögel
Junges Schauspiel Frankfurt
Konzept und Regie: Martina Droste
Details

Uraufführung 

Premiere: 30. Januar 2026, Kammerspiele


Stell dir vor, dein Leben hat gerade erst so richtig angefangen und multiple Krisenlandschaften verstellen dir die Sicht auf die Zukunft. Gleichzeitig steigen die Anforderungen, um beim strammen Marsch nach vorn dabei zu sein. Wer darf mitmachen? Und wohin geht es überhaupt? Sinnkrisen, Verlustängste, Depression, Todessehnsucht: Kein Paradies in Sicht. Wie geht Trauern? Woher kommen Lebenswille, Wut, Kampfgeist? Wie entstehen Zusammenhänge?  Ein Ensemble im Jungen Schauspiel macht sich auf Umwege.  

Konzept und Regie Martina Droste Bühne und Kostüme Michaela Kratzer
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
FEB
Nahaufnahmen
Junges Schauspiel Frankfurt
in Kooperation mit dem Weltkulturen Museum
Details

Uraufführung
Premiere: Frühjahr 2026, Weltkulturen Museum


Heldinnen des Alltags und Wesen mit überirdischen Kräften haben etwas gemeinsam: Sie wollen und müssen Außergewöhnliches schaffen. Sie erkunden unbekanntes Terrain, entdecken alte Weisheiten, begegnen unbekannten Geschöpfen und stellen sich Bedrohungen. Die Ausstellung »SHEROES. Comic Art from Africa« im Weltkulturen Museum Frankfurt gibt einen Einblick in die vielfältige Comicszene Afrikas. Eine wachsende Gruppe junger Kreativer bringt mit ihren Comics ihre Stimmen, Erfahrungen und Forderungen in die globale Gesellschaft ein. Sie widmen sich den wichtigen Themen unserer Zeit und entwerfen Zukunftsbilder, erzählen von (vorkolonialer) Geschichte, greifen auf kulturelle Mythen und Symbole zurück und sprechen soziale und ökologische Herausforderungen an. »SHEROES« inspirieren ein jugendliches Performance-Ensemble in der Ausstellung zu eigenen Nahaufnahmen aktueller Umbrüche: Was nehmen wir mit in eine bessere Zukunft? Was bleibt zurück? Was wäre, wenn wir feststellen, dass die Wirklichkeit wirklich veränderbar ist?

Konzept und Regie Anina Engelhardt, Stephanie Endter, Martina Droste  
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
Der Meister und Margarita
nach Michail Bulgakow
Regie: Timofej Kuljabin
Details

Premiere: 21. Februar 2026, Schauspielhaus


Eine Schneise der Zerstörung zieht sich durch Moskau. Menschen werden verschleppt, gefoltert, hingerichtet, unsichtbar gemacht. Doch daneben geht all das weiter seinen Gang, was man gemeinhin das »normale Leben« nennt: Die Trams fahren, die Läden sind geöffnet, man geht ins Theater, macht Geschäfte, spinnt Intrigen. Im Zentrum des Geschehens steht ein unheimlicher Fremder – ein Deutscher? Pole? Engländer? – dem eine Entourage skurriler Gestalten folgt. Wer ist Woland wirklich, der sich »Professor für schwarze Magie« oder einfach nur bescheiden »Berater« nennt? Ist das Böse, das von ihm auszugehen scheint, wirklich sein eigenes Werk? Oder verleiht er nur der diffusen Gewalt, die er überall vorfindet, eine jeweils überraschend neue, scharfe und brutale Form? Repression, die sich zur neuen Normalität erklärt, verbreitet nicht nur Schrecken, sondern auch eine unfreiwillige, makabre Komik: Die neue Welt ist eine Farce, wenngleich eine blutige.

Der russische Exilregisseur Timofej Kuljabin zeichnet in seiner Adaption von Bulgakows Weltroman das Bild einer korrupten Gesellschaft, in der die Unberechenbarkeit allgegenwärtiger Gewalt zum System geworden ist. Aus der Perspektive einer forensischen Rekonstruktion legt er die Mechanismen heutiger totalitärer Herrschaft frei.

Regie Timofej Kuljabin Bühne Oleg Golovko Kostüme Vlada Pomirkovannaya Musik Timofey Pastukhov Dramaturgie Olga Fedyanina, Alexander Leiffheidt
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
Die Affäre auf der Straße nach Monaco / L’affare di Via Monaco
Text und Regie: Nele Stuhler und Jan Koslowski
Details

Uraufführung

Premiere: 27. Februar 2026, Kammerspiele

Von der Antike in die Gegenwart, von Ost nach West oder Nord nach Süd, durch die Schichten der Geschichte – alle Wege führen nach Rom (via Frankfurt), oder doch lieber nach Monaco? Egal! Das Glück liegt auf der Straße… und auch wenn Mensch sich auf Irr-, Um- oder Holzwegen wähnt: Dem Guide widerspricht man nicht! Eine Gruppe ungleicher Gefährt:innen macht sich auf zu einer Spurensuche, um der Frage nach der Geschichte und den Geschichten Frankfurts auf den weit verzweigten Haupt- und Nebenstraßen, Handelswegen und Gassen der Stadt nachzugehen. Eine Reise durch Zeit und Raum auf und über die kritische Infrastruktur, die alles verbindet und zusammenhält – die Straße. Und natürlich braucht jede gut organisierte Reise eine:n Reiseführer:in, um französischen Fauxpas, fettigen Fettnäpfchen und fiesen Fallen aus dem Weg zu gehen.

Nach dem Abschluss ihrer Frankfurter-Essens-Trilogie (»Der alte Schinken«, »1994. Futuro Al Dente« und »Der kleine Snack«) schlägt das Text- und Regie-Duo Stuhler/Koslowski mit ihrem neuesten Stück »Die Affäre auf der Straße nach Monaco / L’affare di via Monaco« ein neues Kapitel auf und kehren für die nunmehr vierte Arbeit ans Schauspiel Frankfurt zurück.

Regie Nele Stuhler und Jan Koslowski Bühne Chasper Bertschinger Kostüme Svenja Gassen Musik  Xzavier Stone Dramaturgie Lukas Schmelmer
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
MÄR
Süßer Vogel Jugend
von Tennessee Williams
Regie: Max Lindemann
Details

Premiere: 20. März 2026, Schauspielhaus


Irgendwo an der Golfküste: Der gutaussehende Chance Wayne kommt zurück in seine Heimatstadt St. Cloud. Er begleitet die berühmte Schauspielerin Alexandra del Lago,  die ihr Comeback im Filmgeschäft für gescheitert hält und daher den Rückzug aus der Öffentlichkeit sucht. Derweil hofft Chance auf ein Wiedersehen mit seiner Jugendliebe Heavenly Finley, die sich in der Zeit seiner Abwesenheit jedoch einer fatalen Operation unterziehen musste. Heavenly ist der Dominanz ihres stadtbekannten Vaters Boss Tom Finley ausgeliefert, der rassistische Hetzreden hält. Er verhindert weiteren Kontakt zwischen dem einstigen Liebespaar. Unglücklich in der Liebe, sucht Chance Erfolg als Schauspieler. Alexandra del Lago soll ihm mit ihren verheißungsvollen Kontakten behilflich sein und so klammern sich die einsamen Gestalten aneinander in der Hoffnung auf Glück. Am Ende müssen beide jedoch feststellen, dass die Vergänglichkeit der Zeit auch vor ihren Träumen nicht Halt macht.            

Max Lindemann, der in Frankfurt bereits durch seine Inszenierung von »Phädra in Flammen« bekannt ist, zeigt den amerikanischen Klassiker Williams’ durch eine pointierte Reduktion der Mittel in aller schonungslosen Nüchternheit. Der weiße Würfel, der die Bühne bildet, macht alles sichtbar: von der Selbstdarstellung bis hin zu den fragilen Verletzlichkeiten der Figuren.

Regie Max Lindemann Bühne Signe Raunkjær Holm Kostüme Eleonore Carrière Dramaturgie Jana Fritzsche
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
APR
Zwei Menschen sind in mir, einer versteht den anderen nicht
von Andrea Stoll
Regie: Ella Haid-Schmallenberg
Details

Uraufführung

Premiere: 24. April 2026, Kammerspiele

Um das Leben und Werk sowie die Beziehungen Ingeborg Bachmanns ranken sich seit ihrem tragischen Tod Mythen und Legenden. In ihrer Lyrik und Prosa spürte die Schriftstellerin der Sprachlosigkeit, der Konstruktion von Wahrheit(en) und persönlichen Grenzen nach. Sie kämpfte für ihre Stimme als Frau in der patriarchal organisierten Nachkriegsgesellschaft.
Tatsächlich liegen Himmel und Hölle bereits in der Kindheit der Autorin nah beieinander. Aufgewachsen zwischen familiärem Idyll und militärischer Männlichkeit werden sowohl Körper als auch Sprache des Mädchens streng reglementiert. Schon als junges Mädchen gab sie einer inneren Zerrissenheit Ausdruck: »Zwei Menschen sind in mir, einer versteht den anderen nicht.« Die namenlose Angst eines Kindes, das zum Schweigen gebrachte Mädchen, entfacht als erwachsene Autorin ein poetisches Feuerwerk. Der Sprung über Grenzen setzt Kräfte frei. Himmel und Hölle sind enger miteinander verbunden als wir wahrhaben wollen. Anlässlich des 100. Geburtstags Ingeborg Bachmanns zeigt Andrea Stoll in ihrem Theaterstück den Menschen hinter der Ikone.

Die Nachwuchsregisseurin Ella Haid-Schmallenberg feiert mit dieser Uraufführung ihr Debüt in den Kammerspielen.

Regie Ella Haid-Schmallenberg Bühne Nora Schreiber Kostüme Mirjam Kiefer Dramaturgie Lukas Schmelmer
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
Buddenbrooks
nach Thomas Mann
Bühnenfassung und Regie: Johanna Wehner
Details

Premiere: 25. April 2026, Schauspielhaus


»Mein Sohn, sei mit Lust bei den Geschäften am Tage, aber mache nur solche, dass wir bei Nacht ruhig schlafen können.« Das Credo des alten Johann Buddenbrook war für die Familie jahrzehntelang heilig, der Reichtum stieg Jahr für Jahr. Mitte des 19. Jahrhunderts steht Johanns Urenkel Thomas anlässlich des Firmenjubiläums vor jenem in Stein gemeißelten Leitspruch – und hat das hanseatische Familienunternehmen gerade durch eine allzu gewagte Spekulation aus der Bahn geworfen: Der Kauf einer unreifen Ernte zum halben Preis, anschließend vom Hagel zerstört, das war der Anfang vom Ende des großen Handelshauses. Zeitgleich zum gesellschaftlichen Umbruch, erleben wir den Verfall, die Dekadenz der Familie über vier Generationen hinweg. Während früher ein Leitspruch ausreichte, um alle zu binden, driften die Lebensvisionen der Kinder und Enkel zunehmend auseinander. Das Leben dreht sich nicht mehr nur um Wohlstand und Geld, sondern ebenso um Kunst und Ästhetik, dazu kommen Krankheiten und Todessehnsucht. Die Familie zersplittert, zurück bleibt Leere – und irgendwo vielleicht auch ein Fünkchen Hoffnung.

Schon bei seinem Erscheinen 1901 wurde der Roman zur Weltliteratur. Thomas Mann war damals 23 Jahre alt, viele Jahre später wurde er dafür mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Johanna Wehner, die für ihre vielstimmigen Romanbearbeitungen bekannt ist und in Frankfurt zuletzt »Dracula« und »Hiob« inszeniert hat, wird der detailverliebten und humorvollen Sprache Manns Raum auf der Bühne geben und die Familiengeschichte mit einem großen Ensemble inszenieren.

Regie Johanna Wehner Bühne Daniel Wollenzin Kostüme Ellen Hofmann Dramaturgie Katrin Spira
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
MAI
Kafka on fire (Arbeitstitel)
von Don Aloni
Regie: Roy Chen
Details

Uraufführung

Premiere: 22. Mai 2026, Kammerspiele

Am 3. Juni 1924 starb Franz Kafka. In seinem Testament wies er seinen engen Freund Max Brod an, alle seine Manuskripte zu verbrennen. »Ein Hungerkünstler«, eine kleine Sammlung von vier Erzählungen, war jedoch gerade noch vom Autor herausgegeben worden.
Für Kafka war dies sein letztes Buch. Doch Max Brod beschloss, weitere Schriften sowie Tagebücher und persönliche Briefe zu veröffentlichen, statt das Testament zu erfüllen – und verhalf Kafka posthum zu Weltruhm. Max verriet seinen Freund, blieb aber der Kunst treu. Hat er recht gehandelt?

In Roy Chens Stück für das Schauspiel Frankfurt fordern die Figuren aus Kafkas letztem Buch ihren Platz in der Geschichte ein. Sie sind vier Zirkusartisten, nicht besonders erfolgreich, aber unbestreitbar einzigartig. Sie spiegeln die Opfer wider, die die Kunst den Künstler:innen abverlangt: Muss ein Künstler immer hungrig sein? Wie ausgiebig muss das Monster namens Publikum gefüttert werden, bevor es zufrieden ist? Wo ist die Grenze zwischen Bühne und Privatleben? Kann man überhaupt Kunst machen, ohne das eigene Leben dafür zu opfern?

Der in Deutschland lebende Regisseur Dor Aloni und der in Israel bekannte Autor Roy Chen tauchen in dieser Zusammenarbeit in das Universum von Franz Kafka ein und finden Figuren, die in der Auseinandersetzung mit ihrer Kunst Fragen von Moral, Ruhm, Identität und Zugehörigkeit verhandeln.

Regie Dor Aloni Bühne Marlene Lockemann Dramaturgie Katja Herlemann

zur Schauspiel Frankfurt Webseite
Viel Lärm um nichts
von William Shakespeare
Regie: Tina Lanik
Details

Premiere: 23. Mai 2026, Schauspielhaus


Der Krieg ist vorüber. Don Pedro hat den Konflikt für sich entscheiden können. Zurückkehrend aus dem Feld, macht er im Gefolge zweier Offiziere Halt am Hof seines Statthalters Leonato. Augenblicklich verliebt sich einer von ihnen, Claudio, in Hero, die Tochter Leonatos. Der andere, Benedikt, nimmt dagegen das Dauerwortgefecht wieder auf, das ihn mit Heros Cousine Beatrice verbindet: Nichts macht diesen beiden anscheinend mehr Freude, als sich gegenseitig mit scharfer Zunge zu verspotten. Ein Maskenball wird gefeiert, auf dem Don Pedro für Claudio um die Hand Heros bittet. Auch Benedikt und Beatrice sollen endlich miteinander verkuppelt werden. Schon scheint dem doppelten Happy End nichts mehr im Wege zu stehen. Doch Don John, Pedros bitterbösem Halbbruder, ist die ganze Romantik entschieden zuwider. Zusammen mit seinem Gefolgsmann Boracchio schmiedet er eine Intrige, die beinahe alles Glück zunichtemachen wird.

Shakespeares Stück um die Liebe in Zeiten des Krieges wird oft als die erste »Romcom« der Literaturgeschichte gefeiert. Doch die Fragen, die der Text stellt, sind keineswegs leicht zu beantworten: Wo endet der Krieg, wenn der Frieden beginnt? Was (oder wen) lieben wir, wenn wir zu lieben meinen? Tina Lanik zeigt die klassische Komödie als Spiel um die Liebe in bedrohlicher Zeit.

Regie Tina Lanik Bühne und Kostüme Stefan Hageneier Dramaturgie Alexander Leiffheidt
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
JUN
Here is there
Gastspiel der Dresden Frankfurt Dance Company
Details

Deutsche Erstaufführung

Premiere: 04. Juni 2026


Könnte menschliches Leben auch ganz anders sein, als wir es kennen? Klonen, Zeitreisen, Unsterblichkeit, Teleportation – Science-Fiction stellt diese Frage in immer neuen Varianten. Was macht Menschen aus? Wie leben sie zusammen? Was ist veränderlich und was nicht? Jedes fiktive Szenario führt zu eigenen ethischen Fragen, in denen sich immer auch die Ambivalenzen des realen Lebens spiegeln. Von solchen Ansätzen inspiriert nähert sich Ioannis Mandafounis in seiner nächsten Ensemblearbeit für die große Bühne den Grenzen unserer Vorstellungskraft. Das Vorhaben reiht sich so in die längerfristige Entwicklung ein, die Mandafounis als Künstlerischer Leiter der Dresden Frankfurt Dance Company verfolgt. Das Ensemble arbeitet auf der Grundlage seiner Methodik, die es den Tänzer:innen ermöglicht, aus ihren Körpern, Bewegungen und Aktionen in jeder Aufführung und jedem Moment neu live auf der Bühne eine Choreografie zu kreieren.

Neben diesem Fokus auf Improvisation unternimmt Mandafounis in seinen Produktionen immer wieder außergewöhnliche Experimente: Sei es, dass er improvisierten Tanz mit narrativen Dramaturgien verknüpft, sei es, dass er die Zusammenarbeit mit Tanzstudierenden ins Zentrum stellt, oder dass er in einer Wandelperformance mit unterschiedlichen Stationen das Publikum ganz nah an das Ensemble heranlässt – in diese Erkundung der Grenzen dessen, was ein Tanzabend sein kann, wird sich auch »Here is there« einreihen.

Choreografie Ioannis Mandafounis         weitere Infos zum Team folgen
zur Schauspiel Frankfurt Webseite
JUL
Über die Spielzeit
Das einzige Wort im Wörterbuch
von Roy Chen
Anhören
PDF-Download
Der Krieg brach am 7. Oktober 2023 aus, und zwei Tage später fotografierte ich unsere Wohnung, damit wir etwas zur Erinnerung hätten, denn ich war davon überzeugt, dass die Welt, wie ich sie kannte, einstürzen würde. Die Wohnung steht noch, aber ich habe mich nicht geirrt, die Welt, die ich kannte, ist eingestürzt.

Ich habe die Nische fotografiert, in der ich schreibe, den Haufen Kleider im Zimmer meines Sohns, die Modelle, die meine Frau für das Bühnenbild gebaut hat, an dem sie arbeitet, meinen geliebten Wasserkocher, sogar die Risse in den Wänden. Ich blickte durch das iPhone-Display auf die Bücherregale und dachte zum ersten Mal in meinem Leben – Kindle. All diese Bücher, die mir beinahe heilig gewesen sind, erschienen in meinen Augen überflüssig. Von all den Schriftsteller:innen hätte ich nur Etty Hillesum behalten. Und Primo Levi. Und Warlam Schalamow. Und Jeschajahu Leibowitz. Und Mahmud Darwisch. Ah, ja, Kafka – aber nur die Tagebücher! Gut, vielleicht noch ein paar, aber nur diejenigen, die die Wahrheit geschrieben haben. Alle, die sich was ausdenken – in den Müll, und mich als ersten unter ihnen.

Wie ist es jetzt möglich, sich hinzusetzen und einen Roman zu schreiben? Und in der Tat habe ich mit der Prosa aufgehört. Komplett. Schreibblockade? Viel mehr als das … Ich konnte nur für das Theater schreiben, meinen Schutzraum, mein atheistisches Gebetshaus.

Pu der Bär kam in meiner neuen Übersetzung ein Jahr vor Kriegsausbruch als Buch heraus, dann machte ich daraus ein Kindertheaterstück, aber weggelassen habe ich die Szene, in der Pu und seine Freunde Kängas Baby Klein-Ruh entführen, um sie aus dem Wald zu vertreiben. Nichts ist mehr unschuldig.

Im Livestream habe ich eine 84-jährige Frau gesehen, die Großmutter eines Schauspielers, den ich kenne, wie sie auf einem E-Scooter nach Gaza entführt wurde. Die Tochter eines Freunds der Familie wurde auf dem Nova-Musikfestival ermordet, sie haben ihre Leiche geschändet und das gefilmt, ihr Vater schrieb auf Facebook: »Wir werden nicht aufhören zu tanzen«, aber er hörte auf zu arbeiten und verließ die Wohnung nicht mehr.
Ich konnte nur für das Theater schreiben, meinen Schutzraum, mein atheistisches Gebetshaus.
Eine furchtbare Überlebensschuld quälte mich. Warum wurde seine Tochter ermordet und mein Sohn lebt? Warum wurde ihr Vater entführt und mein Vater ist zuhause? Ich sah die Nachrichten wie ein besonders grausames Reality-TV-Programm, und dann riss der Premierminister, gegen den ich regelmäßig demonstriere, das Land mit sich in eine schreckliche militärische Reaktion, bei der auch die israelischen Geiseln gefährdet und getötet wurden. Noch immer werden in Gaza schreckliche Verbrechen im Namen der israelischen Bürger:innen begangen. In meinem Namen. Jeden Samstag gehe ich zu den Demonstrationen gegen den Krieg, manchmal sind wir ein paar Hundert und manchmal eine halbe Million, aber auch dann fühlt es sich nicht genug an. Ein Freund versucht, mich zu beruhigen – »Das ist nicht nur bei uns so, die ganze Welt geht den Bach runter, die Diktatur ist wieder in Mode, der dritte Weltkrieg steht vor der Tür«.

Ich wurde still. Beinahe stumm. Überhaupt nicht typisch für einen lauten Typen wie mich. Meine Seele erstarrte in meinem Körper, als habe sie Angst, zu laut zu sein, weil jedes Geräusch zum absoluten Zerbrechen führen könnte, von dem es kein Zurück mehr gibt.

Ich fuhr mit meiner Frau und meinem Sohn zu meinen Eltern, dort gibt es einen Schutzraum gegen Raketen. In einer Nacht im April 2024 wurden aus dem Iran 130 ballistische Raketen sowie 26 Marschflugkörper und 185 Drohnen abgefeuert. Eine Sirene jagte die nächste und wir alle rannten in den Schutzraum, außer meinem Vater. Er blieb rauchend vor dem Fernseher sitzen, »es steht alles geschrieben«, sagte er, ein arabischer Ausdruck, der bedeutet: Alles wurde bereits im Himmel beschlossen.

Meine Vorfahren wurden 1492 aus Spanien vertrieben. Kolumbus landete im selben Jahr in Amerika, und sie – im Heiligen Land. Sie lebten nachbarschaftlich in Frieden mit den Bewohner:innen dieses Landes, mein Urgroßvater sprach ein makelloses Arabisch und arbeitete als Übersetzer. Vielleicht habe ich die Liebe zu Sprachen von ihm. Meine Wurzeln reichen tief in diesen Boden, aber immer bin ich der Überzeugung gewesen, dass kein Stückchen Erde auch nur einen Tropfen Blut wert ist und kein Stein heiliger als das Leben eines Menschen und dass alle Menschen verschieden, aber gleich sind. Nach ein paar Mal Raketenalarm sage ich zu meiner Frau – »Lass uns nach Hause gehen, in unsere ungeschützte Wohnung, denn die Tatsache, dass Verwandte uns eine Knochenmarkspende geben können, bedeutet nicht, dass man Lust hat, Tage und Nächte in ihrer Gesellschaft zu verbringen. Und keine Rakete macht mir mehr Angst als die Vorstellung, wieder bei den Eltern zu wohnen.«
Meine Seele erstarrte in meinem Körper, als habe sie Angst, zu laut zu sein, weil jedes Geräusch zum absoluten Zerbrechen führen könnte, von dem es kein Zurück mehr gibt.
Ich bin wieder in der Wohnung aufgewacht, von der ich dachte, ich würde sie nicht wiedersehen, wie im Bühnenbild eines Biopics über mich auf einem Sender, den niemand schaut. Es gibt Tage, an denen ich aufwache und mich als Weltbürger fühle, frei von jeder Nation, durstig nach Wissen, manchmal wache ich als Tel-Aviver auf, voller Energie und Optimismus, manchmal allerdings als wandernder Jude, Angehöriger einer Minderheit, der gewillt ist, jeden Ort, der bereit ist, ihn aufzunehmen, sein Zuhause zu nennen, und es gibt auch Tage, an denen ich antisemitisch aufwache, ja, ja, einer der typischen Charakterzüge des modernen, liberalen Intellektuellen ist der Selbsthass. Lesen Sie Michel Houellebecq.

Die Kunst, nur sie wird mich retten, das habe ich verstanden. Niemand kontrolliert einen Pass beim Eintritt in ein Buch. Aber es stellt sich heraus, dass auch das nicht so ganz stimmt. Mit dem kulturellen Boykott, der zuallererst Kulturschaffende trifft, die zumeist liberal sind, Gegner der Regierung, die versuchen, Brücken zwischen den Kulturen und den Völkern zu bauen.

Ja, ich habe festgestellt, so sehr ich auch versuche, ein Weltbürger zu sein, immer wird jemand kommen, der meine Nase vermessen möchte oder … ein anderes Körperteil, und dann wird er mir erzählen: »Hitler hat den Job nicht zu Ende gebracht«. Und dennoch – ich weigere mich, zu verzweifeln. Das ist wahrscheinlich der Seite meiner Mutter zu verdanken, die aus Marokko nach Israel kam und meiner DNA viel Vitamin D und scharfe Gewürze injiziert hat.

»Die Vergangenheit ist nicht tot«, schrieb Christa Wolf, absolut. Eigentlich ist die Vergangenheit lebendiger als die Zukunft. Von der Zukunft wissen wir nichts, die Vergangenheit hingegen – füllt alle Schubladen in uns bis zum Zerbersten an. In der Zukunft kennen wir niemanden, sie ist voller fremder Babys, die noch nicht geboren wurden, Katastrophen, die noch nicht geschehen sind, und persönlich betrachtet – Altern, sich täglich dem Grab zu nähern, die Vergangenheit hingegen ist voller Verwandter – Homer, Hiob, Gogol, Salinger, John Lennon … Solche Tote sind lebendiger als alle, die derzeit die Erdoberfläche bevölkern, denn sie sind beinahe unsterblich.
Die Kunst, nur sie wird mich retten, das habe ich verstanden.
Doch es gibt eine Sache an der Zukunft, die sympathisch ist, der Überraschungsfaktor. Und die Geschichte lehrt uns, dass trotz der furchtbaren Dinge, welche die Menschheit begeht, gute Menschen noch nicht von der Erde verschwunden sind. Solche, die vom Schönen und Guten angezogen sind, neugierige Menschen, die bereit sind, etwas zu wagen und über all die alten Ansichten hinweg zu gleiten, die ihnen von Kindheit an in die Köpfe gepflanzt wurden. Der Schlüssel zu diesem Gleiten liegt in einem einfachen Wort verborgen.

Wenn ich alle Wörter aus dem Wörterbuch streichen müsste und nur eines übrig lassen, würde ich nicht das Wort »Frieden« wählen, denn es erscheint zu plakativ heutzutage, beinahe inhaltsleer, auch nicht das Wort »Gerechtigkeit«, denn es verändert sich je nach Sprecher:in. Ich würde das eine Wort »Empathie« wählen. Nur sie wird uns dabei helfen, die Umbrüche herbeizuführen, die uns vor den gegenwärtigen Umbrüchen retten werden.

Roy Chens neues Stück »Kafka on Fire« (Arbeitstitel) wird in der Inszenierung von Dor Aloni am 22. Mai 2025 in den Kammerspielen uraufgeführt.
Menu

Wir verwenden Cookies

Wir verwenden Cookies, um Deine Erfahrung auf unserer Webseite besser zu machen.
Akzeptieren
Ablehnen